Kritik setzt Erfahrung voraus. Über visuellen Analphabetismus (Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht")
Kostenfrei
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. phil. Dieter C. Schütz; Hochschule Fresenius, Köln
Kritisches Verständnis und kritisches Bewusstsein werden sicherlich genährt durch die Beschäftigung mit visuellen Kulturäußerungen im weitesten Sinn. Beim römischen Dichter Horaz (65 – 8 v. Chr.) heißt es über die Literatur, sie möge erfreuen und nützen – delectare et prodesse. Diesen aufklärerischen Anspruch wird man für die Bildende Kunst auch in Anspruch nehmen können. Die Kenntnisse biblischer Geschehnisse, antiker Mythen, versteckter Symbole oder politischer Anspielungen sind weitgehend verloren, verdienen aber der eingehenden Beschäftigung. Das gilt auch für die Entschlüsselung visueller Rhetorik, z.B. der Memes, die nur gelingt, wenn man Kontexte versteht und sich mit diesen reflektiert beschäftigt. Produktive Kritik verlangt nach Erfahrung und Verstehen.
Referent: Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Komparatistik, Germanistik, Kulturanthropologie, der Klassischen Archäologie und der Niederländischen Philologie in Bonn, Köln und Berlin war Dieter C. Schütz zunächst im Schuldienst. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er promoviert wurde, arbeitete war er an etlichen Projekten und Publikationen beteiligt, z. B. Funkkolleg Kunst, Industriekultur, Alltagskultur. Ab 1992 lehrte Dieter C. Schütz Designtheorie und Kommunikation an der Fachhochschule Köln (heute Technische Hochschule), bis er 1998 die Akademie für Kommunikations design Düsseldorf/Köln gründete. 2008 erfolgte die Ernennung zum Professor für Kulturwissenschaften an der IB-Hochschule Berlin. Von 2008 bis 2013 war er dort Gründungsdekan der Fakultät für Kulturwissenschaften.
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht":
Kritik ist seit der griechischen Antike Wert und Methode zugleich und dürfte ein Grund baustein von Bildung sein. Bil dung ist bekanntlich mehr als das Verfügen über Fach wissen, und sie erschöpft sich nicht in beruflicher Kompetenz. Bildung solle, so wird oft vermutet, dem Menschen dabei helfen, seine Persön lichkeit zu entwickeln und zu gestalten, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ihm gar Orientierungs wissen an die Hand geben. Selbstredend sind basale Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen Voraussetzung im Erwerb von Bildung. Was aber gehörte schon immer und was gehörte in unseren Tagen dazu? Was sollte man lernen, können, wissen, um Kritik nutzen und üben zu können? Sollte man über rhetorisches Wissen und Fähigkeiten verfügen, gar logisch denken und argumentieren können? Diesen und weiteren Fragen wird die Vortragsreihe nachgehen.